90
Jahre Verein der Ehemaligen und Freunde des Scharnhorstgymnasiums zu
Hildesheim e. V.
Ein
Blick in die Geschichte
Der heutige „Verein der Ehemaligen und Freunde des
Scharnhorstgymnasiums zu Hildesheim e. V.“ feierte zeitgleich mit dem
125jährigen Jubiläum der Schule 2010 seinen 90ten Geburtstag. Dies war
Anlass, auf seine Geschichte zurückzublicken.
Gegründet wurde der Verein am 21. August 1920 am Abend nach dem ersten
Schulfeste nach dem Ersten Weltkrieg als „Verein ehemaliger Schüler des
Andreas-Realgymnasiums mit Realschule“ auf Betreiben von Dr. Wilhelm
Tischbein. Dr. Tischbein war im Vorjahr als Referendar an seine alte
Schule versetzt worden. In Zusammenarbeit mit dem Direktor der Schule,
OStD Dr. Emil Mackel. hatte er die verstreuten Ehemaligen angeschrieben
und zahlreiche Antworten erhalten. Zur Gründungsversammlung in der
Gaststätte Hasse in der Annenstraße, die damals eine Art
Traditionsgaststätte der Schule war, kamen 158 weitere Ehemalige.
Vereinszweck war neben der Kontaktpflege auch die Unterstützung
bedürftiger Schüler.
Ab September 1926 organisierte der Verein jährlich ein Wiedersehensfest
auf dem Marienberg bei Nordstemmen. Damit wurde an die von 1890 bis
1913 bestehende Tradition der Sedanfeste (zur Erinnerung an die
Schlacht bei Sedan) angeknüpft, die ebenfalls dort gefeiert worden
waren. Die Ehemaligen sammelten sich stets auf dem Bahnhof in
Nordstemmen. Von dort marschierte man gemeinsam der Schulfahne nach zur
Marienburg. Nach der Feier zogen die Teilnehmer gegen 23:00 Uhr mit
Fackeln und Marschmusik durch den dunklen Wald geschlossen zurück zum
Bahnhof. Diese Tradition wurde durch den Zweiten Weltkrieg 1939
unterbrochen, bereits 1949 wieder aufgenommen und hielt sich dann bis
1970. Die für die Feierlichkeiten genutzte Gaststätte brannte 1976 ab.
Am 1. Juli 1932 verlor der Verein bei einem Bankenzusammenbruch in
Folge der Weltwirtschaftskrise sein gesamtes Vermögen. Auch der
Unterstützungsfonds für hilfebedürftige Schüler ging so verloren.
Gleichwohl konnte der Verein 1935 die Finanzierung und einen großen
Teil der Vorbereitung der Feier zum fünfzigjährigen Bestehen der Schule
übernehmen und auch die Herausgabe einer Denkschrift ermöglichen.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stellte der Verein seine Tätigkeit
weitgehend ein. Beim Untergang Alt-Hildesheims durch den Alliierten
Bombenangriff am 22. März 1945 wurden auch die Vereinsunterlagen
vernichtet.
Bereits am 4. Oktober 1945 trafen sich dennoch bereits erstmals nach
dem Krieg wieder Ehemalige in der Kupferschmiede und berieten über eine
Neugründung des Vereins. Diese erfolgte nach Genehmigung durch die
britische Militärregierung am 12. Juni 1948 als „Verein ehemaliger
Andreas-Realgymnasiasten und Scharnhorstschüler zu Hildesheim“ im
Gasthaus Steuerwald auf Initiative von Postdirektor Diers und Otto
Voges. 200 Ehemalige, Lehrer und Eltern nahmen daran teil.
Bereits 1950 konnte die Unterstützung bedürftiger Schüler wieder
aufgenommen werden. Seitdem zeichnet der Verein auch jährlich die
besten Abiturienten mit Buchgeschenken aus. Die 1958 begründete
Tradition des Bierabends im Januar für Schüler der 13. Klassen und ihre
Lehrer schlief in den 60er Jahren ein.
Am 28 Februar 1959 beschloss die Hauptversammlung des Vereins die
Stiftung und Einrichtung eines Gedenkraums nebst zeitgeschichtlicher
Bibliothek in dem neuen Schulgebäude an der Steingrube. Dieser wurde
zum 75jährigen Schuljubiläum eingerichtet und am 3. September 1960
übergeben. In diesem Raum, heute einem Nebenraum des Lehrerzimmers,
liegt in einem Schrein ein Buch, das die Namen der 437 in beiden
Weltkriegen gefallenen Schüler enthält.
Ab März 1973 ruhte die Vereinstätigkeit aufgrund des Desinteresses
sowohl der Abiturienten am Eintritt in den Verein als auch der
Mitglieder am Vereinsleben. Nach einer entsprechenden Satzungsänderung
wurde der Verein nur mehr nominell weitergeführt, um die Auflösung zu
vermeiden. Dies blieb so, bis die Schulleitung 1980 die
Veröffentlichung der Jahresberichte wieder aufnahm. Infolgedessen
erhielt der Verein allmählich neuen Auftrieb. Seit 1986 werden die
Jahresberichte von Schule und Verein gemeinsam herausgegeben.
Zum 100jährigen Schuljubiläum 1985 veranstaltete der Verein ein
Wiedersehensfest und eine außerordentliche Hauptversammlung und
erwachte dadurch endgültig aus dem Dornröschenschlaf. In der Folge
stieg die Mitgliederzahl auf bis zu 600 Personen. In den ersten Jahren
nach dem 100. Geburtstag der Schule konnte der Verein häufig bis zur
Hälfte der Schüler eines Abiturjahrgangs als Mitglieder gewinnen. Um
1996 hatte sich die Quote bei etwa 15% eingependelt. 1981 erfolgte eine
erneute Umbenennung des Vereins, mit der das „Andreas-Realgymnasium“
auch aus dem Vereinsnamen verschwand.
Seit 1989 organisiert der Verein für die Schule jährlich den
Berufsinformationsabend, auf dem nach Schülerwünschen ausgewählte
Vertreter ihre Berufe vorstellen. Die Veranstaltung war in dieser Form
lange Zeit einzigartig in Niedersachsen. Ebenfalls seit 1989
organisiert der Verein Vorträge ausgewiesener Experten in der Schule.
Bisherige Referenten waren beispielsweise 1992 der damalige
niedersächsische Innenminister Glogowski zur Asylpolitik und 2008 der
ehemalige Schüler und frühere Direktor des Instituts für Rechtsmedizin
der Berliner Charité, Professor Dr. med. Dr. h. c. mult. Volkmar
Schneider zum Thema „Und Tote reden doch!“.
Im Herbst 1990 feierte der Verein sein 70jähriges Bestehen mit einem
Festvortrag im Rahmen eines sehr gut besuchten Ehemaligentreffens und
einem ausgedehnten Frühschoppen. Zum 75. Geburtstag erschien 1995 eine
Festschrift mit dem Titel „Zukunft braucht Herkunft“.
Am 28 August 1993 fuhren Vereinsmitglieder und Gäste mit der
Brockenbahn auf den Brocken und besichtigen dort unter sachkundiger
Führung des Biologen und Ehemaligen Prof. Dr. Haeupler den Brockengarten
sowie außerdem die „Stasimoschee“ genannte Kuppel, in der sich die auf
die Bundesrepublik ausgerichteten Abhöranlagen der DDR befanden. Damit
wurde eine bis heute andauernde Tradition nahezu jährlicher Exkursionen
begründet. Zuletzt erkundeten Ehemalige 2008 unter Führung von Dr.
Christoph Schulz-Mons das Weltkulturerbe in Quedlinburg.
2007 wurde erstmalig wieder ein Ehemaligentreffen veranstaltet .
Ehemalige Schüler aus den Abiturjahrgängen 1937 bis 2007 waren unter
den Gästen. Aufgrund des großen Erfolges wurde beschlossen, diese
Veranstaltung grundsätzlich alle zwei Jahre zu wiederholen. Wegen des
im Jahr 2010 bevorstehenden Schuljubiläums fand allerdings 2009 kein
Ehemaligentreffen statt.
In der Jahreshauptversammlung 2008 gab der frühere Stadtkämmerer von
Braunschweig, Dr. Zirbeck, nach 23 Jahren den Vorsitz ab. Zur neuen
Vorsitzenden wurde die Hildesheimer Rechtsanwältin Claudia Wedemeyer
(Abiturjahrgang 1993) gewählt. Damit steht erstmalig eine Frau an der
Spitze des Ehemaligenvereins unserer früheren reinen Knabenschule. Dr.
Zirbeck wurde für seine Verdienste insbesondere um die Wiederbelebung
des Vereins zum Ehrenvorsitzenden bestellt.
Seit 2009 veranstaltet der Verein zusammen mit der Schule neben dem
Berufsinformationsabend jährlich einen Studieninformationstag für die
Schülerinnen und Schüler der Qualifikationsstufe, um den
Studierwilligen gerade auch vor dem Hintergrund der sich im Zuge des
„Bologna-Prozesses“ grundlegend veränderenden Studienlandschaft eine
Orientierungshilfe zu bieten. Dazu berichten jeweils junge Ehemalige
über ihre Erfahrungen in den ersten Semestern. Diese Veranstaltung war
in Hildesheim ein Novum.
Ebenfalls seit 2009 findet jeweils am ersten Donnerstag eines Monats
ein Stammtisch statt, zu dem an dieser Stelle herzlich eingeladen sei.
Seit 2010 betreibt der Verein ferner eine eigene Homepage
(www.ehemaligenverein-shg.de), auf der man sich unter anderem zeitnah
über Veranstaltungen des Vereins informieren kann.
Recherche: Hartmut Juny
Vertextung: Björn Hagemann
© 2012 Verein der Ehemaligen und
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