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Schülermütze

Erinnerungen an Günther Flebbe

Ein Nachruf


Wenn wir als Vorstand des Ehemaligenvereins uns Anfang November wieder treffen werden, wird etwas anders sein: Günther Flebbe, der dem Verein viele Jahre mit unerschütterlicher Zuverlässigkeit gedient hat, wird diesmal nicht mehr dabei sein. Mein letzter Brief wird ihn schon nicht mehr erreicht haben. Er verstarb nach langwieriger Krankheit am 18. August 2011 im Alter von fast 87 Jahren. Am 16. September hätte er Geburtstag gehabt.

1943 legte Günther Flebbe als einer von nur sieben eines ursprünglich 56 Schüler umfassenden Jahrgangs unter den Bedingungen des Zweiten Weltkriegs die Reifeprüfung ab. Da dieses Notabitur nach dem Krieg nicht anerkannt wurde, musste er sich einer Nachprüfung unterziehen, um studieren zu können. Nach einer Maurerlehre und dem Studium der Architektur ließ er sich in Peine-Vöhrum nieder. Für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement - neben seiner Mitarbeit im Ehemaligenverein war er unter anderem für seine Kirchengemeinde, das Deutsche Rote Kreuz und den Reservistenverband der Bundeswehr aktiv und hielt bis zuletzt auch seine Klassengemeinschaft zusammen - erhielt der Korvettenkapitän der Reserve im Jahr 2002 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Betroffen muss ich feststellen, dass es nun zu spät ist, diesen Zeitzeugen genauer über sein Leben zu befragen.

Herrn Flebbes Beiträge in den Jahresberichten haben mich durch meine gesamte Schulzeit begleitet. Aber erst, als die Tinte auf meinem Abiturzeugnis noch frisch war, traf ich ihn das erste Mal persönlich. Bei einer vom Ehemaligenverein organisierten Besteigung des gerade wieder eröffneten Andreaskirchturms im Jahr 1994 bat mich ein energischer älterer Herr, mit ihm den Aufstieg in gemächlicherem Tempo zu vollziehen. Er habe vor kurzem mehrere Bypässe erhalten und brauche etwas länger, erklärte er mir. Gleichwohl wollte er unbedingt mit hinauf. Wir kamen als Letzte oben an - aber wir kamen an. Seine unbedingte Willenskraft und Selbstdisziplin beeindruckte mich tief. Viele Jahre waren dann die von ihm handschriftlich verfassten Protokolle der Jahreshauptversammlungen meine einzige Verbindung zum Vereinsleben, bis ich Anfang 2008 selbst Beisitzer wurde.

Kaum eine Vorstandssitzung oder eine Veranstaltung des Vereins oder der Schule hat Herr Flebbe je versäumt. Selbst Schneewehen, Eisglätte und Streusalzmangel konnten ihn nicht von der Anreise abhalten. Noch bei der Exkursion des Vereins nach Quedlinburg 2008 war „vorne“ definiert als „Exakt da, wo Herr Flebbe ist.“ Er war immer dabei, verlässlich wie ein Fels, bisweilen verschmitzt, fast jungenhaft lächelnd, nötigenfalls aber auch mit klaren Worten.

Seine Auffassung von Vereinsarbeit hat er in einem Beitrag im Jahresbericht 1985/86 einmal wie folgt umrissen:

„Zu jeder Initiative gehören ein Initiator und eine finanzielle Grundlage. (…) Es muss eine Zentrale geben, die sowohl das Material als auch die Wünsche sammelt und verwirklicht. (…) Das macht natürlich Arbeit, wie das meiste im Leben. Mögen sich (…) recht viele Idealisten finden, die bereit sind, solche Arbeit zu übernehmen! Mögen sich diesen Initiatoren möglichst viele Helfer beigesellen, um die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen!“

Genau so einer war Günther Flebbe: Einerseits ein Idealist, andererseits ein Realist, der konkret mit anpackt. Noch die diesjährige Besichtigung des Umgestülpten Zuckerhuts und des Knochenhaueramtshauses hat er mit organisiert. Teilnehmen konnte er daran bereits nicht mehr. Mit seinem Tod hat der Verein nicht nur eines seiner engagiertesten Mitglieder und die Schule einen ihrer treuesten Absolventen verloren. Wir haben einen Freund verloren.

Danke, Herr Flebbe. Danke. Und bis dann.


Text: Björn Hagemann

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